Warum eine Seebestattung ?
...und warum in Portugal ?
In sehr kurzer Zeit musste ich mir sehr viele Gedanken machen und Entscheidungen treffen. Gedanken, denen man nur widerwillig nachgehen will – zu einem Zeitpunkt, an dem man unfähig scheint, klar zu denken und Entscheidungen zu treffen. Trotzdem versucht man Allem und Jedem gerecht zu werden.
Ich habe es mir wirklich nicht einfach gemacht und viele schlaflose Nächte verbracht. Es geht in einer solchen Situation jedoch nicht darum die Wünsche der Freunde oder von mir zu erfüllen, sondern es sollen doch in erster Linie Dirk’s Wünsche und Träume respektiert und umgesetzt werden. Die Gründe für meine Entscheidungen gaben mir meine Erfahrungen und Erkenntnisse aus unserer fast 26 Jahre dauernden Beziehung.
Ich weiss, Dirk mochte keine traditionellen Zeremonien. Auch unsere Hochzeit entsprach keinem Standard. Wir sind nicht religiös, gehören keinem Glauben an. Jegliche traditionelle Feierlichkeiten versuchte Dirk zu umgehen. Seine Devise war: feiern, partymachen - ja – aber das ganze „drumrum“ muss ja nicht sein. Wer Dirk gut kannte, weiss wie schwer es war mit ihm über ernsthafte Angelegenheiten zu reden. Selten sprachen wir über derlei Themen, die man ohnehin gerne verdrängt und über die keiner gerne reden mag. So war ich plötzlich und unvorbereitet auf mich alleine gestellt und kann nur hoffen, dass ich ihn gut genug kannte um alles in seinem Sinne entschieden zu haben.



Eine Seebestattung...
... weil Dirk das Meer liebte, immer gerne am Meer war und keine Gelegenheit ausgelassen wurde, mit dem Schiff auf dem Meer zu sein.

Das Wasser ist ein allgegenwärtiges und immer erreichbares Medium und Lebenselixier, das es gestattet, allerorts mit der Trauer und dem Gedenken umzugehen.



Und warum in Portugal?
In den vergangenen Jahren verbrachten wir dort mehrmals Urlaub. Dirk hatte auch zeitweise beruflich in Portugal zu tun. Dirk hat sich dort, neben seinem absoluten Lieblingsland Kalifornien/USA, immer sehr wohl gefühlt – hat die Sonne, die Wärme, das gute Wetter, das Meer geliebt - sowie die Freundschaft zum dort ansässigen Motorradclub gepflegt.

Bereits für den Sommer 2016 hatten wir erneut Pläne für einen weiteren Urlaub an der Algarve. Nicht nur einmal sprachen wir auch darüber uns spätestens nach unserem Arbeitsleben dort niederzulassen. Zuletzt erst unmittelbar an dem Wochenende vor seiner Abreise nach Norwegen, da der „Sommer in Deutschland“ sich mal wieder von seiner besten Seite zeigte und es regnerisch und kalt war. Dirk hatte bei diesem Wetter immer wieder gesundheitliche Beschwerden und liebte daher den Sommer mit beständiger Sonne und Wärme.

Dies alles liess mich diese Entscheidungen fällen und ich bin überzeugt in Dirk’s Sinne entschieden zu haben - ehrenvoll und seiner würdig – das Land, in dem er sich gerne aufhielt und in dem er gerne alt geworden wäre, nun zu seiner letzten Ruhestätte gemacht zu haben.

Und wenn ich vielleicht irgendwann unsere Pläne verwirklichen kann, dann ist er bereits dort.

37°00.460’N 008°08.775’W
So kann jeder am Strand vor Faro beim Blick auf’s Meer seinen Gedanken freien Lauf lassen und hoffen, dass es Dirk in seinem neuen Leben gut gehen möge und er in guter Gesellschaft ist.

Es ist ohnehin wirklich schwierig einen örtlichen Bezugspunkt zu definieren. Denn wer den Ort als Trauerort benötigt, an dem die Seele seinen Körper verlässt und diesen Ort als Bezugspunkt definiert, müßte sich auf die Reise nach Norwegen machen, wo Dirk leider den Unfall hatte.

Für diejenigen, die wie ein Grab einen definierten, festen Bezugspunkt als Trauerort benötigen, wurde an der Gedenkstätte „Erinnerungsstätte Seefrieden“ am Rüstringer Berg in Wilhelmshaven eine Ehrentafel angebracht. Dieser wirklich schön angelegte und gestaltete Ort ist für jeden jederzeit frei zugänglich und jeder kann dort beim Blick über das offene Meer seinen Gedanken nachhängen.


(c) 2016 A. Skaliks Umsetzung M. Backer